Was hat die Reblaus und der Rosenkavalier mit der Familie Esterházy zu tun?

von Alexandra Otto 15/03/2022
Nachrichten
Was hat die Reblaus und der Rosenkavalier mit der Familie Esterházy zu tun?

Besucher des Schloss Esterházy in Eisenstadt erwarten beeindruckende Barockarchitektur, Konzerte im prachtvollen Haydnsaal und interessante Ausstellungen. Ein Geheimtipp aber ist das 300 Jahre alte Kellergewölbe unter dem Schloss, in dem sich das größte Weinmuseum Europas befindet.

Die Grundmauern von Schloss Esterházy stammen von einer Burg aus dem 14. Jahrhundert und der Weinkeller wurde unter Paul I Esterházy weitläufig ausgebaut, denn er wünschte sich eine Lagerstätte, wo 5.000 „Eimer“ Wein Platz finden – das entspricht rund 280.000 Liter Wein. Nachdem der Wein damals „leichter“ war, sind diese Mengen nur allzu verständlich. Der Keller wurde über Jahrhunderte hinweg bis ins 20. Jahrhundert zur Lagerung und Produktion von vielen tausend Litern Wein genutzt. Heute befindet sich im Weinkeller das größte Weinmuseum Österreichs und lockt mit über 700 einzigartigen Objekten rund um das Thema Wein, wobei der Besucher Einblicke in die Geschichte, die Kellertechniken, die Weingartenarbeit, die Lagerung, der Trinkkultur sowie dem Weinhandel bekommt. Zu sehen gibt es neben der ältesten Baumpresse auch das größte originale Weinfass des Burgenlandes, welches 18.000 Liter Wein fasst.

Die Reblaus und Amerika

Interessant ist auch die Geschichte zur Bekämpfung der Reblaus. Einst aus Amerika eingeschleppt, hat sie die gesamte Weinernte vernichtet. Der Schädling konnte aber erfolgreich mit amerikanischen resistenten Rebstöcken umgangen werden, indem die Burgenländischen Rebstöcke auf amerikanische Rebwurzeln aufgepfropft wurden.

Zu gutem Wein gehört auch gutes Essen - die historische Schlossküche

Ein weiteres Highlight ist die historische Schlossküche, in der schon damals pannonische Gerichte wie der Esterházy Rostbraten zubereitet wurden. Feste wurden über die Jahrhunderte üppig und prachtvoll ausgerichtet - so wie etwa im Jahr 1815 während des Wiener Kongresses, als man für 185 Personen ein Menü zubereitete und anschließend im heutigen Haydnsaal kredenzte. Dafür wurden namhafte Köche ihrer Zeit angestellt und auch zahlreiche Diener benötigt. Diese erhielten einen Teil ihres Lohns in Naturalien und in den bereits erwähnten „Eimern“ Wein.

Was hat der Rosenkavalier mit der Familie Esterházy zu tun?

Quinquin aus dem Haus Esterházy ist ein Schaumwein mit höchster Qualität, einem frischen Auftritt, historischem Hintergrund und einer langen Tradition. Er überrascht mit leichtem, spritzigem und erfrischendem Trinkvergnügen sowie delikatem Duft, Finesse und geschmeidiger Eleganz. Aufgrund der traditionellen Flaschengärung ist dieser Sparklingwein mit einer Perlage ausgestattet, die ungewöhnlich fein und animierend ist. Der Name Quin-Quin ist die Hommage an den 1715 geborenen Grafen Franz Quinquin Esterházy. Er war ein enger Vertrauter von Kaiser Franz Stephan und Kaiserin Maria Theresia, war königlich ungarischer Hofkanzler und Hoftheater-Direktor in Wien. Bekannt wurde der Träger des Goldenen Vlieses vor allem für seinen Charme, seine Eleganz und seine fröhliche Leichtigkeit. Er galt als großer und erfolgreicher Liebling der Wiener Damengesellschaft. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte sogar ein Requiem für ihn und Hugo von Hofmannsthal sah in ihm rund einhundert Jahre später die historische Vorlage für seinen Quinquin in Richard Strauss Oper „Der Rosenkavalier“. Das Wort Quinquin stammt übrigens aus dem Französischen und bedeutet liebenswürdiger Schelm.

Joseph Haydns Gespür für Wein

Auch Joseph Haydns Bezug zu Wein – er wurde als Vizekapellmeister von Fürst Paul II. Anton an den Esterházy-Hof geholt – wird im Weinmuseum thematisiert. Der Komponist hatte zwar selbst bei seinem Haus in der Eisenstädter Haydngasse Weingärten zur Bewirtschaftung zur Verfügung, bekam aber einen Teil seiner Entlohnung am Esterházy-Hof auch durch ein Weindeputat in zwei Qualitäten abgegolten, wie unter anderem Weizen, Schmalz, Futter für die Pferde und einer Uniform.

Modernes Winemaking

Heute wird der Wein im nahen Trausdorf an der Wulka in einem 2006 errichteten Kellergebäude produziert. Jährlich werden dort rund 90 Hektar Trauben für 800.000 Flaschen Rot- und Weißwein produziert, davon werden mehr als vierzig Prozent ins Ausland exportiert. Hierbei bilden modernes Winemaking, gepaart mit klassischer Handwerkskunst und biologischer Bewirtschaftung die Eckpfeiler. Die 65 ha Weinberge befinden sich rund um das Weingut in einem Radius von maximal 10 km. Alle Anlagen werden im „sanften Rebschnitt“ erzogen, damit die Pflanzengesundheit erhöht wird. Die Lese erfolgt händisch und in kleinen Gebinden. Auf Muschelkalk und Glimmerschieferböden entstehen hier charaktervolle Weine, die in Gebiets-, Orts- und Lagenweine unterteilt sind. Sie zeigen das Potenzial der unterschiedlichen Leithaberg-Terroirs sehr deutlich.