Voices of Climate Change: Klimakrise und Wein – wird das in Österreich funktionieren?

von Alexandra Otto 08/06/2020
Nachrichten
Voices of Climate Change: Klimakrise und Wein – wird das in Österreich funktionieren?

„Es ist unsere Verantwortung, dass die Erde als fruchtbarer Garten erhalten bleibt.“ Deutliche Worte von Winzer Franz Seidl zur Klimakrise und über die notwendigen Veränderungen, die wir genau jetzt angehen müssen. Franz Seidl leiht der Kampagne „Voices of Climate Change“ des Klimavolksbegehrens als erster seine Stimme und berichtet über die Erfahrungen, die er durch die Auswirkungen der Klimakrise gemacht hat.

Winzer Franz Seidl betreibt seit 30 Jahren mit seiner Familie Weinbau in Unterretzbach im nordwestlichen Weinviertel. Die Arbeit als Winzer bedeutet für ihn Eingebundensein in den Kreislauf der Natur. Umso erschreckender ist es für ihn, dass die Jahreszeiten so gut wie verschwunden sind. Auch die Vegetationsperioden verschieben sich nach vorne. Wurden die Trauben noch vor einigen Jahren erst Ende Oktober Anfang November reif, so wird jetzt bereits im August geerntet. Dazu kommen lange Phasen der Trockenheit sowie vermehrte Spätfröste und Hagel, die für massive Ernteausfälle sorgen. „Es ist unsere Verantwortung, dass die Erde als fruchtbarer Garten erhalten bleibt.“, unterstreicht Seidl die Wichtigkeit jetzt umzusteuern.  

2019 war laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) nach 2003 der wärmste Sommer der Messgeschichte. Franz Seidl erzählt, dass die extreme Hitze – vor allem zwischen 13 und 17 Uhr – viele Aufgaben in der Natur kaum mehr zulässt, wodurch sich die Arbeit im Weingarten zu einem großen Teil in die Nacht verschiebt. Diese Verlagerung stört wiederum die natürlichen Kreisläufe der Tages- und Nachtzeiten bei Mensch, Tier und Natur. Im Sommer fehlt die Feuchtigkeit, im Winter versinkt man aufgrund des fehlenden Frosts im Boden. Diese Zustände lösen bei Franz Seidl depressive Verstimmungen aus: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir diese Gegend irgendwann nicht mehr bewohnen können.“  

Der Weinberg ist für den Winzer ein Lebensraum, der Rebstock das Abbild menschlichen Lebens und Lebensbegleiter zugleich. „Die Corona- wie auch die Klimakrise haben uns die Augen geöffnet für eine andere Wirtschaftsweise, in der weder Energie noch Ressourcen verschleudert werden dürfen.“ Eine Anpassung an die Veränderungen durch die Klimakrise ist seiner Meinung nach zu wenig. Er ist davon überzeugt, dass wir die Natur für das Klima erhalten müssen, sie zeigt den Menschen seit jeher ganz deutlich, was sie braucht. Alles andere führe zu einer Abwärtsspirale. „Das Volk und die Politik müssen an einem Strang ziehen, um jetzt wirkliche Veränderungen zu erreichen. – Dann ist auch der Wein in Österreich nicht gefährdet“, bekräftigt er seine Unterstützung des Klimavolksbegehrens, das man vom 22.-29. Juni unterschreiben kann.  

Vollständige Geschichte & Video: https://klimavolksbegehren.at/vocc-franz-seidl/

Das Klimavolksbegehren ist eine überparteiliche Vereinigung, die durch Privatpersonen betrieben wird. Bereits über 300 Freiwillige setzen sich ehrenamtlich für eine klimafreundliche Zukunft in Österreich ein. Das erklärte Ziel des Klimavolksbegehrens ist es, ab Oktober 2019 Unterstützungserklärungen für eine mutige Klimapolitik zu sammeln, die im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen steht. Die zentralen Forderungen sind:

Klimaschutz muss in der österreichischen Verfassung verankert werden. Weiters fordere man den nationalen CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 zu halbieren und bis zum Jahr 2040 CO2-neutral zu werden. Ermöglicht werden soll das durch ein CO2-Gesetz, welches Gemeinden, Länder und Bund die nötigen finanziellen Mittel für den Klimaschutz zur Verfügung stellt. Weiters wird eine fundamentale, ökosoziale Steuerreform gefordert. Dabei sollen die gesellschaftlichen Kosten der Zerstörung des Klimas auf klimafeindliche Produkte umgelegt werden, während gleichzeitig die soziale Absicherung durch einen Klimabonus gewährleistet wird. Weiters muss sich die österreichische Verkehrs-, und Energiepolitik grundlegend verändern. Den Bürgerinnen und Bürgern soll es erleichtert werden auf das eigene KFZ zu verzichten und gleichzeitig Energie regional und nachhaltig zu beziehen.