US-Zölle und der heimische Weinexport

von Alexandra Otto 05/05/2025
Nachrichten
US-Zölle und der heimische Weinexport

Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing ÖWM hat analysiert, was die Zollrestriktionen des US-amerikanischen Präsidenten für den österreichischen Wein bedeuten und wie möglicherweise gegengesteuert werden kann.

Anfang April präsentierte US-Präsident Donald Trump die lange angekündigten Strafzölle auf Importgüter aus aller Welt. Waren aus der EU belegte er mit einem Generalzoll von 20 % – darunter fällt auch der österreichische Wein. Kurz darauf setzte er diese Zölle für 90 Tage aus, seither gilt ein Basissatz von 10 %. Was bedeutet das nun für den Weinverkauf in die USA, dem zweitwichtigsten Exportmarkt heimischer Weine, und in weiterer Folge auch für den Weinabsatz auf dem Heimmarkt?

Eines gleich vorweg: Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Entscheidungsfindung im Weißen Haus einem Zickzack-Kurs gleicht. Mehrfach wurden Zölle einzelner Länder oder Produktgruppen angehoben, gesenkt, ausgesetzt und wieder eingeführt. Vor diesem Hintergrund ist es schwierig zu prognostizieren, ob nach der 90-tägigen „Pause“ die 20 % Zoll für EU-Weine eintreten werden oder nicht. Und genau so schwierig ist es auch, strategisch wohlüberlegte Marketingmaßnahmen zu setzen.

Aktuell geht Yorke davon aus, dass in den USA künftig ein Zoll von 20 % auf österreichischen Wein erhoben wird. Das ist zwar nur ein Zehntel der kurzzeitig angedrohten 200 %, die de facto einen Exportstopp bedeutet hätten, dennoch sind auch 20 % eine bittere Pille, die die heimischen Weinexporte in die USA belasten wird. Selbst 10 % wären mehr als bisher und würden die Exporte bremsen. Welcher Zollsatz auch immer kommen wird – er wird Folgen haben, wobei sich das Ausmaß aktuell nur sehr schwer einschätzen lässt. Denn im vergangenen Jahr wurden insgesamt 64,2 Mio. Liter österreichischer Wein zu einem Wert von 233,3 Mio. Euro in alle Welt exportiert. Davon gingen 3,3 Mio. Liter (5 %) zu einem Wert von 19,8 Mio. Euro (8,5 %) in die USA. Das entspricht einem Durchschnittspreis von 6 Euro/Liter.

Zum Vergleich: In unser wichtigstes Exportland Deutschland gingen 38,6 Mio. Liter (60,2 %) zu einem Wert von 98,8 Mio. Euro (42,3 %) und einem Durchschnittspreis von 2,56 Euro. Wie am Durchschnittspreis gut erkennbar ist, sind die USA also ein besonders wichtiger Absatzmarkt für hochwertige, österreichische Weine, die in den Staaten seit Langem einen guten Ruf geniessen. Das gilt übrigens nicht nur für österreichischen Wein, denn mit 6,2 Mrd. Euro sind die USA der wertmäßig größte Weinimporteur der Welt (OIV-Bericht 2023).

Viele österreichische Weingüter exportieren seit vielen Jahren, teils Jahrzehnten, in die USA und haben enge Handelsbeziehungen aufgebaut, die durch die Zölle nun vor einer Belastungsprobe stehen. Dabei erweisen sich der gute Ruf des österreichischen Weins und die guten, oft freundschaftlichen Handelsbeziehungen aber als wertvolles Ass im Ärmel: In vielen Gesprächen haben Händler*innen und Importeur*innen signalisiert, dass sie gemeinsam mit den Weingütern nach Lösungen suchen werden, um österreichischen Wein weiter zu importieren und zu verkaufen. Diese Bemühungen werden auch von der ÖWM mit zahlreichen Aktivitäten auf dem US-Markt unterstützt.