#Natürlich sprudelnd

von Andrea Knura 09/08/2022
Nachrichten
#Natürlich sprudelnd

Pet Nats sind der neue Hype der Weinszene und haben das Zeug zum Kultwein!
Hergestellt nach einer der ältesten Methoden der Schaumweinerzeugung.

Pet Nat steht kurz für Pétillant Naturel, was auf Deutsch ganz einfach natürlich sprudelnd bedeutet. Obwohl ein junges Phänomen, sind sie das Produkt einer traditionellen Art der Schaumweinherstellung.  Schon vor fast 500 Jahren produzierten Benediktinermönche im südlichen Frankreich schaumenden Wein. In der Abtei Saint-Hillaire in Limoux wurden damals noch nicht ganz vergorene Weine in Flaschen gefüllt, um darin ihre Gärung mehr oder weniger zu vollenden. Die entstandene Kohlensäure verbleibt dabei im Wein und wird darin gelöst.

Jede Menge unterschiedliche Gemeinsamkeiten

Ein Pet-Nat-Wein wird – anders als bei der Méthode Traditionnelle, der klassischen Flaschengärung des Champagners – weder degorgiert, sprich die verbleibenden Heferückstände werden nicht entfernt – noch erhält ein Pet-Nat-Wein eine Dosage:  Das ist das Auffüllen der Flasche mit einer Weinzuckerlösung (manchmal auch mit Süßwein) mit stilprägendem Charakter, also eine Art „Duftmarke“, die bei Champagnern den Charakter, die Wiedererkennbarkeit und die Geschmacksrichtung von trocken bis süß bestimmt. Die Dosage ist deshalb ein wohlgehütetes Geheimnis jedes einzelnen Champagnerhauses. Zum Abschluss werden Pet-Nat-Weine mit einem Kronenkorken statt wie bei Champagner üblich mit einem Naturkorken verschlossen. Die Herstellung ist an keine Region gebunden und das Verfahren wird als Méthode Ancestrale oder Méthode Rurale bezeichnet.

Zurück zu den Ursprüngen

Diese Urform der Flaschengärung erlebt im Zeitalter der naturbelassenen Weine eine Renaissance. Unter der Bezeichnung Pet Nat erfreuen sich derzeit immer mehr Menschen generationsübergreifend an diesem Trend. Es eröffnen sich neue und spannende Geschmackserlebnisse, jede Flasche ist unique, weil spontan vergoren und schmeckt eben je nach Vergärung der Hefe unterschiedlich. Durch den Heferückstand, der als Schwebeteilchen sichtbar ist, entwickeln Pet-Nat-Weine eine leicht trübe Farbe.

Kapriziös, mit einem Hauch verruchter Gefahr

Die Herstellung ist relativ einfach, erfordert aber viel Fingerspitzengefühl bei der Wahl des Zeitpunkts, wann in die Flasche gefüllt wird. Der noch gärende Wein wird, so wie er ist – also unbehandelt – in die Flasche abgefüllt und gärt dann oft monatelang ohne eingreifende Regulierung eines Kellermeisters unter Verschluss eines Kronenkorkens weiter. Da die Vergärung nicht „angeleitet“ ist, wird manchmal nicht der gesamte im Wein enthaltene Zucker vergoren. Es bleibt ein „Restzucker“, der von Flasche zu Flasche unterschiedlich sein kann.

Durch die bei der Gärung entstehende Kohlensäure entwickelt sich in der Flasche ein Druck . Deshalb ist Vorsicht beim Öffnen geboten, denn der Kohlensäuregehalt einer jeden Flasche ist unterschiedlich und öfter einmal sehr hoch. Heißt, der Wein kann beim Öffnen extrem überschäumen. Praktisch gesprochen: Flaschen am besten in der Nähe eines Waschbeckens öffnen und die Kühlangaben des Herstellers beherzigen. Schon dieser kleine Nervenkitzel macht jede Pet-Nat-Flasche zu einer Besonderheit und kürt sie zur Queen des Abends.