Kleine Geschichte übers „Pfefferl“ - lebhaft, würzig und straff

von Lilo Werbach 25/05/2022
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Kleine Geschichte übers „Pfefferl“ - lebhaft, würzig und straff

Was ist grün und schmeckt nach Pfeffer?

Im Osten von Österreich ist die Verniedlichung der Sprache im Allgemeinen so charmant wie viele Einwohner*innen. Vom reschen Semmerl oder Weckerl zum würzigen Bratensafterl oder vom Kipferl, das man ins Kaffeehäferl tunkt … man bekommt gleich Gusto auf mehr.

Aber was hat es mit dem unter Weinliebhabern viel gepriesenen „Pfefferl“ auf sich?Um das herauszufinden, blicken wir auf Österreichs größtes Weinbaugebiet, dem Weinviertel mit seiner internationalen Erfolgsrebsorte Grüner Veltliner. 50 Prozent aller Rebstöcke in Niederösterreich sind damit bepflanzt. Jedoch schmälert das in keinster Weise die Qualität. Der Ausdruck der einzelnen Terroirs und die persönliche Handschrift der Winzer ergeben sortentypische Grüne Veltliner mit vielen Facetten vom Feinsten.

Eine dieser Facetten ist das „Pfefferl“ als typisches Merkmal. Die steigende Beliebtheit für die sortenspezifische Charakterisierung des würzigen Geschmackes hat spätestens auch mit der Einführung der Herkunftsbezeichnung Weinviertel DAC begonnen. „Pfefferl“ bedeutet dabei die verniedlichte Form von pfeffrig. Der Wein schmeckt nicht pfeffrig-scharf, aber es enthält neben Fruchtaromen von Kern- und Steinobst einen leichten Wohlgeruch des Gewürzes – hauptsächlich Aromen von grünem und weißem Pfeffer und bei kraftvolleren Typen schwarzer Pfeffer. Für dieses Aroma ist der Aromastoff Rotundon verantwortlich, der in der Beerenhaut des Grünen Veltliners in hoher Konzentration zu finden ist. 

Der internationale Erfolg von Grünem Veltliner aus Österreich basiert aber in erster Linie auf der Qualitätsarbeit der Weinviertler Winzer. Die meisten Betriebe sind als Familienbetriebe geführt, die einen sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen pflegen und geringere Erträge pro Hektar mit hoher Durchschnittsqualität erwirtschaften. Das Klima mit warmen, trockenen Sommern und kalten, schneearmen Wintern schafft dafür ideale Voraussetzungen. Je nach Lage und Ausbau unterscheidet man zwischen duftig-frischen Weinen mit knackiger Säure, extraktreiche Weinen mit Dichte und hohem Lagerpotenzial und komplexen Prädikatsweinen.

Grüne Veltliner mit Herkunft Weinviertel DAC haben einen Alkoholgehalt zwischen 12 und 13 % vol. und der erlaubte Restzucker ist auf maximal sechs Gramm limitiert. Der jeweilige Jahrgang darf ab 1. Januar. Die Reserve kommt frühestens ab dem 15. März nach der Ernte in den Verkauf, ist trocken ausgebaut und muss mindestens 13 % vol. Alkohol aufweisen.

Wer dem „Pfefferl“ persönlich auf die Spur kommen will, empfehlen wir ein gutes Glas Grünen Veltliner Weinviertel DAC und ein paar Pfefferkörner. Einfach ein paar Pfefferkörner in der Hand zerreiben, die Aromen schnuppern und dann mit dem Aroma des Weines vergleichen – ein kleines Abenteuer für Nase und Gaumen.

Leider mus man aber auch sagen, daß das „Pfefferl“ bald eine Legende sein wird. Durch die allgemeine Klimaerwärmung und die schwachen Temperaturschwankungen wird dieses wunderbare Aromaphänomen leider verschwinden.

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