Unweit der historischen Weinstadt Rust hat Winzer und Buschenschankbetreiber Georg Seiler etwas entdeckt, das selbst alteingesessene Weinbauern staunen lässt: eine vitale, mehrere Jahre alte Weinrebe, die im dichtem Schilf des Neusiedlersees wächst und gedeiht.
Die früchtetragende See-Rebe, die Georg Seiler zufällig im seichten Randbereich des Steppensees entdeckte, als er per Wasserweg unterwegs zu einer Hütte war, ist eine botanische Kuriosität, denn bei der Rebe dürfte es sich um einen Sämling handeln, der durch Zufall seinen Weg in den Schilfgürtel des Sees gefunden hat. Das sei nicht ganz ungewöhnlich, so Seiler - mittlerweile finden sich vereinzelt auch andere Gehölze wie Holunder und verschiedene Baumarten im Schilf. Schuld daran ist ein wechselnd niedriger Wasserstand und der Umstand, dass das Schilf im Winter nicht mehr geschnitten wird. So sammelt sich im Lauf der Zeit Biomasse und weitere Faktoren an, die zur Verlandung beitragen.
Der Rebstock der Ruster See-Rebe, dessen Alter auf mindestens drei Jahre geschätzt wird, trägt in dieser Vegetationsperiode zahlreiche, wenn auch teilweise verrieselte Trauben. Auffallend ist zudem, dass bislang kein Mehltaubefall beobachtet wurde – lediglich leichte Mangelsymptome zeigen sich an den Blättern. Ein Zufallssämling? Ein Zeichen der Veränderung im Schilfgürtel? Oder vielleicht der Anfang einer ganz neuen Geschichte rund um den Weinbau am Neusiedlersee? Georg Seiler wird die Rebe weiter beobachten und wir sind gespannt, was die beiden uns zukünftig noch verraten werden.