Ein Kultwein aus dem Inneren eines Berges

von Alexandra Otto 25/09/2025
Nachrichten
Ein Kultwein aus dem Inneren eines Berges

Ab November bringt die Kellerei Tramin aus Südtirol mit dem Epokale 2017 eine neue Ikone auf den Markt: ein Gewürztraminer, ein Ausnahmegewächs, ein begehrtes Sammlerobjekt, das mit den Jahren seiner Reifung immer besser wird, wie jetzt sogar eine aufwändige wissenschaftliche Studie nachweist. 

Es ist jedes Mal ein aufregender Moment, wenn das Team der Kellerei Tramin, allen voran Kellermeister Willi Stürz, die Bergmannshelme aufsetzt und 4.000 Meter tief in den Poschhausstollen im Ridnauntal nahe Sterzing einfährt. Dann holt es nämlich den neuen Jahrgang des einzigartigen Gewürztraminers Epokale ans Licht. Beachtliche acht Jahre lagerte dieser Wein auf 2.000 Meter Seehöhe in vollkommener Ruhe und Dunkelheit eines ehemaligen Bergwerks bei konstant 11 Grad Celsius und über 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Im November 2025 kommt Jahrgang 2017 auf den Markt – ein Weinmonument und ein Kultobjekt, das von Sammlern und Liebhabern bereits heiß erwartet wird.

Denn am Epokale ist alles außergewöhnlich. Er schrieb Geschichte, weil er als erster italienischer Weißwein überhaupt mit 100 Parker-Punkten ausgezeichnet wurde. Seine Trauben stammen von zwei bevorzugten Weinbergen auf 420 bis 440 Metern Seehöhe oberhalb von Tramin – also aus der Urheimat der Rebsorte Gewürztraminer. Er wird nach alter Tradition in einem barocken Stil ausgebaut, das heißt mit deutlicher Restsüße, die aber von feiner Säure und würziger Mineralität abgefedert wird. Das Zusammenspiel ergibt eine Finesse, die regelmäßig selbst die erfahrensten Verkoster überwältigt. Nach der Gärung verbleibt der Wein einige Monate im Edelstahltank, ehe er zur langsamen Reifung in den höchsten Bergwerksstollen Europas eingebracht wird. Dementsprechend ist der Epokale eine Rarität: Lediglich 2.150 Flaschen wurden vom aktuellen Jahrgang abgefüllt, jede einzelne davon ist jetzt schon ein Sammlerstück.  

Dass Gewürztraminer gut reifen, wissen Winzer und Weinliebhaber rund um den Ort Tramin in Südtirol schon lange. Doch jetzt gibt es dafür auch einen wissenschaftlichen Beweis. Eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern rund um das Research and Innovation Center „Fondazione Edmund Mach“ in San Michele all’Adige, Italien hat im November 2024 eine äußerst interessante Studie präsentiert. Dabei wurden die Inhaltsstoffe der Gewürztraminer-Traube und die damit verbundenen aromatischen Umwandlungsprozesse analysiert. Eine zentrale Rolle spielt nachweislich eine Gruppe von Molekülen mit dem wenig romantischen Namen Monoterpene. Sie sind im Epokale besonders stark vertreten und prägen insgesamt den typischen Duft des Gewürztraminers nach Rosen, Muskat, Mango, Litschi und getrockneten Kräutern. Ein Großteil dieser Aromastoffe liegt zunächst gebunden vor und wird über die Jahre hinweg erst allmählich freigesetzt.

Langsam ablaufende chemische und enzymatische Prozesse verleihen so dem Wein zusätzliche Nuancen und steigern seine Komplexität im Alter. Die Fähigkeit, Aromen nachträglich zu entfalten, macht den Gewürztraminer zu einem der wenigen Weißweine überhaupt, die nicht nur lange Lagerfähigkeit, sondern ein echtes Entwicklungspotenzial besitzen. Und das lässt Sammler besonders aufhorchen, denn die Rebstöcke für Epokale 2017 sind 25 bis 35 Jahre alt und stehen auf Böden aus Dolomitkalk und Lehm, die einem Wechselspiel aus mediterraner Wärme und kühlen alpinen Nächten ausgesetzt sind und so den Charakter des Weins maßgeblich beeinflussen. Der Vegetationszyklus 2017 war geprägt von einem wechselhaften Frühjahr und feuchten Frühsommermonaten, gefolgt von einem goldenen Herbst mit warmen Tagen und kühlen Nächten. Die Lese erfolgte ausschließlich von Hand, mit strenger Selektion jeder einzelnen Beere. Acht Monate lagerte der Wein auf der Feinhefe im Edelstahltank, bevor er in die Flasche gefüllt wurde und seine außergewöhnliche Reifezeit verbrachte er in jenem Bergwerk, das den Epokale inzwischen weltweit berühmt gemacht hat. 

Epokale 2017 präsentiert sich in einem leuchtend intensiven Goldgelb. Im Duft entfaltet er Rosenblüten und Lavendel, exotische Früchte wie Mango, Maracuja, Honigmelone und Litschi, ergänzt durch Anklänge von Pfirsich und würzigen Noten wie Nelke, Safran, Ingwer, Zimt und Muskatnuss. Am Gaumen zeigt er kraftvolle Präsenz und zugleich elegante Anmut. Die ausgeprägte Aromatik, getragen von feiner Restsüße (66 g/l) und milder Säure, verschmilzt mit salziger Mineralität und einer vielschichtigen Saftigkeit. Der Abgang wirkt nahezu endlos – ein Wein, der sich über Jahrzehnte weiterentwickeln wird.