Charakterweine eines Extremjahrgangs

von Alexandra Otto 03/06/2025
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Charakterweine eines Extremjahrgangs

Wenn die Natur fordert, antwortet der Schilcher. Das Jahr 2024 brachte Winzer:innen wie Reben gleichermaßen an ihre Grenzen und lehrte einmal mehr zu vertrauen: Auf die Kraft der Lagen, das Wissen vieler Generationen und das Fingerspitzengefühl im Weingarten.

Ungewöhnlich warme Phasen bereits im Februar und März, gefolgt von kurzen Regenmassen, Spätfrost im April sowie ein Sommer, der von Trockenheit und Hitze geprägt war. Gerade angesichts klimatischer Veränderungen zeigt sich, wie wertvoll zum Beispiel die kühlen Hochlagen Hochgrail und Langegg des Weinguts Langmann sind. Die Lese zog sich bis Mitte Oktober, dadurch konnten die Trauben eine perfekte 100%ige physiologische Reife entwickeln – bei moderatem Zuckergehalt, ideal für präzise und ausgewogene Weine.

Während die wärmeren Temperaturen Reifeprozesse beschleunigen, bleiben Frische und Finesse durch die Höhenlage und die steinige Bodenstruktur erhalten – eine Balance, die in Zukunft entscheidend sein wird, denn der Schilcher präsentiert sich milder, mit weniger Säure und mehr Harmonie. Das Klima trägt maßgeblich dazu bei, dass der Wein zunehmend mit dem alten Klischee vom überwiegend „sauren Schilcher“ bricht und neue Facetten eröffnet.

Das Ergebnis? Zwei Schilcher, die den Charakter eines herausfordernden Weinjahres auf eindrucksvolle Weise widerspiegeln. Der Hochgrail Schilcher 2024 zeigt in diesem Jahr seine ganze Kraft und eine Präzision mit vibrierender Frische. Die Weine durchliefen zum Teil einen biologischen Säureabbau, was die Struktur sanft abrundete, ohne die charakteristische Klarheit und Präzision zu verlieren. Die klassische Mineralität und Salzigkeit kommt mit dem Jahrgang 2024 enorm stark zum Ausdruck. Trotz der Herausforderungen – oder vielleicht gerade deswegen – präsentiert sich der Wein ausgewogen.

Langegg Schilcher 2024 vereint Finesse und Eleganz: Würzige dunkle Beeren und eine balancierte Säurestruktur prägen seinen Charakter. Im Vergleich zum Hochgrail präsentiert er sich etwas leichter und saftiger – Eigenschaften, die ihn besonders zugänglich machen und zu einem vielseitigen Speisenbegleiter prädestinieren.